Svetlana Lundgren, Referat 102, Beratungsstelle für Berufstätigkeit mitausreisender Partner/innen
  "netzwerken, netzwerken, netzwerken"


Frau Lundgren, das Referat 102 im Auswärtigen Amt soll die mitausreisenden Ehepartner (MaP) bei der beruflichen Entwicklung und Arbeitssuche, die insbesondere durch die Auslandsversetzungen immer wieder unterbrochen wird, unterstützen. Worin besteht diese Unterstützung?

Oft dürfen Begleitpersonen im Ausland aufgrund ihres diplomatischen Status nicht arbeiten. Seit einigen Jahren bemüht sich daher das Auswärtige Amt durch bilaterale Vereinbarungen diese rechtliche Hürde für eine Erwerbstätigkeit der mitausreisenden Ehepartnerinnen und -partner in möglichst vielen Ländern zu überwinden. Aktuell haben wir außerdem an zwanzig großen Auslandsvertretungen extra Posten eingerichtet (analog dem Community Liaison Officer im englischsprachigen Raum), die sich vor Ort um die Berufstätigkeit der Mitausreisenden kümmern. Das Auswärtige Amt kann außerdem Weiterbildungen und Sprachkurse für Partnerinnen und Partnerin mitfinanzieren, um deren beruflichen Weg zu erleichtern.

Wie vielen Ehepartnern gelingt es, im jeweiligen Gastland berufstätig zu sein?

Es ist schwer zu sagen… Berufstätig zu sein kann Verschiedenes bedeuten: von zwei Stunden die Woche als Bibliotheksaushilfe bis zu Vollzeitjobs mit nur acht Urlaubstagen im Jahr laut dem Arbeitsrecht des Empfangsstaates. Da viele Aspekte (diplomatische Immunität, familiäre Situation, Umzugslogistik, steuerrechtliche und Sozialversicherungsfragen, Sprachkenntnisse) eine Erwerbstätigkeit im Ausland erschweren, sind wir leider noch bei einer ziemlich bescheidenen Prozentzahl der berufstätigen Begleitpersonen. Aber viele von Partnerinnen und Partnern beschäftigen sich ehrenamtlich und gehen anderen Beschäftigungsmöglichkeiten nach.


Welche Berufssparten haben die besten Aussichten auf eine Tätigkeit im Ausland?

Leider sind nicht alle Berufe mit dem diplomatischen Dienst kompatibel. Gute Erfahrungen haben Mitausreisende mit folgenden Berufen gesammelt: IT, Sprachenunterricht, Yoga und Fitness, Berufe rund um Kinder und Coaching. Immer mehr Berufe werden auch im Online-Format angeboten und wir sind natürlich gespannt, ob die zunehmende Digitalisierung auch neue Perspektiven für diplomatische Partnerinnen und Partner eröffnet.


Was empfehlen Sie Partner*innen, die ihre Beruftstätigkeit auch im Ausland ausüben wollen?

Mein Buch der Empfehlungen ist ziemlich dick: Sprache(n) lernen, sich über alle Aspekte der Berufstätigkeit ganz genau informieren (inkl. steuerrechtliche und Sozialversicherungsfragen), den Markt sowohl im Ausland als auch im Inland genauer erforschen und versuchen, den eigenen Beruf nach Möglichkeit zu „internationalisieren“ und zu „digitalisieren“, sich einen weiteren Beruf „zulegen“, damit man flexibler schauen kann, was auf einem bestimmten Posten geht und was nicht. Und: netzwerken, netzwerken, netzwerken…

Frau Lundgren, wir danken für das Gespräch!

Das Interview führte Christine Weber-Neumann