Der Fall der Mauer, den der Präsident des Europaparlaments als "magischen Moment " bezeichnet, ist für Deutschland das herausragendste Ereignis der letzten Jahrzehnte. Der folgende Text vermittelt durch den feierlich erhabenen Stil die historische Bedeutung jenes Tages. Erklärende Hinweise zu einzelnen Wörtern und Redewendungen, finden Sie im Glossar. Bitte klicken Sie dazu auf die blau unterlegten Begriffe. Zur Audioversion gelagen Sie unten auf der Seite, indem sie das weiße Dreieckssymbol auf blauem Grund aktivieren.

 

"Berlin, nun freue Dich"

Die feierliche Öffnung des Brandenburger Tors vor 25 Jahren


Der Himmel weinte vor Freude , und der Regierende Bürgermeister Walter Momper rief der Menge zu: "Berlin, nun freue Dich!" Vor einer Kulisse von zehntausenden Menschen durchschritten Momper und Bundeskanzler Helmut Kohl vor 25 Jahren - am 22. Dezember 1989 - als Erste das wiedereröffnete Brandenburger Tor. Auf östlicher Seite wurden sie vom DDR-Ministerpräsidenten Hans Modrow begrüßt. Der Kanzler sprach von einer der glücklichsten Stunden seines Lebens. Kohl und Modrow hatten die Öffnung kurz zuvor bei ihrem ersten Treffen in Dresden vereinbart.

Der Ost-Berliner Oberbürgermeister Erhard Krack meinte: "Hier gehen Welten aufeinander zu." Nie wieder, so wurde immer wieder betont, auch in Erinnerung an die unseligen Fackelzüge der Nazis an dieser Stelle, dürfe das Brandenburger Tor ein Tor des Krieges und der Bedrohung sein. Eine Inschrift aus Bronzelettern an dem am 6. August 1791 eröffneten Tor lautete seit 1792 "Friedenstor" - ein Name allerdings, der sich trotz vieler späterer Friedensappelle an diesem Ort nie gegen "Brandenburger Tor" durchsetzen konnte.

Im Dezember 1989 hieß es nun, das ehemalige Mahnmal der Teilung Deutschlands und Berlins werde als "Tor der Freiheit" in die Geschichte eingehen . Es war der Tag der Emotionen und der großen Worte. Auch der frühere Bundeskanzler und Regierende Bürgermeister Willy Brandt war natürlich dabei, als Berlin sein altes Wahrzeichen zurückerhielt, das 28 Jahre lang seit dem Mauerbau vom 13. August 1961 - dem Trauma der meisten Berliner - eher Symbol der deutschen Teilung war. Die Öffnung des Tores war für die Berliner fast so etwas wie der Höhepunkt und Schlussstein des Mauerfalls vom 9. November 1989.

Gedränge von beängstigendem Ausmaß

Schon am Heiligabend 1989 wurde den West-Berlinern und allen Bundesbürgern "freier Eintritt" ohne Visumpflicht und Zwangsumtausch nach Ost-Berlin und die DDR gewährt . Dies quasi als Vorgriff auf die 1990 sich immer rascher anbahnende deutsche Vereinigung, die der Ruf "Wir sind ein Volk" bei den Massendemonstrationen in Leipzig und Ost- Berlin bereits ahnen ließ.

Groß war die Freude der Berliner in Ost und West, "ihr" Brandenburger Tor nach all den Jahren mit Mauer und Sperranlagen wieder in Besitz nehmen zu können - von beiden Seiten aus, vom Pariser Platz im Osten und dem westlichen Platz vor dem Brandenburger Tor, der seit dem Jahr 2000 den Namen "Platz des 18. März" in Erinnerung an die März-Revolution von 1848 trägt. Kaum war die Mauer auch am Brandenburger Tor gefallen und beide Stadthälften im Oktober 1990 wieder vereint, begann in den kommenden Jahren der zum Teil historische Wiederaufbau des angrenzenden Areals . Dazu gehören heute unter anderem die Botschaften der USA und Frankreichs, die Akademie der Künste, das Max-Liebermann-Haus und das Hotel Adlon. Und schließlich zog hier auch das Kennedy-Museum ein, nicht zuletzt in Erinnerung an den historischen Berlin-Besuch des US- Präsidenten John F. Kennedy im Juni 1963. Ihm haben die West-Berliner seine Rede vor dem Schöneberger Rathaus mit dem Bekenntnis "Ich bin ein Berliner!" nie vergessen.

Quelle: n-tv.de , Wilfried Mommert, dpa